Gänzlich unbelastete Höreindrücke sind bei "abgedrehten" Akteuren wie K11 von klarem Vorteil, deren Opera in der Vergangenheit garantiert schon für verstörte Ohren sorgten, wodurch sich Antipathien aufbauen (könnten), die relativ sachlichen Kritiken sicherlich im Wege ständen.
Hinter K11 verbirgt sich der Italiener Pietro Riparbelli, der schon einige Oeuvres publizierte, aber mit "Waiting For the Darkness" seine Premiere auf Afe Records gibt, wo er sich in guter Gesellschaft von Projekten wie Cisfinitum, Scum From The Sun usw. befindet.
"Waiting For the Darkness" entstand anfänglich als Teil einer Audio-/ Videoinstallation, die in Kooperation mit Influx auf dem internationalen Sound Art Festival "PX Piombino Experimenta 04" (2008) Aufführung/ Ausstellung fand. Zum Originalinhalt von "Waiting For the Darkness" gehört ein Video (natürlich auch auf dem Tonträger enthalten), das sich in den Abendstunden in einem Wald abspielt + 5 Tondokumente, die der Protagonist aus Radiokurzwellen komponierte, wodurch der Eindruck entstehen könnte, dass es sich hier um Krach ohne Sinn & Verstand handelt – weit gefehlt – folgendes "Szenario" tritt aus den heimischen Lautsprechern hervor.
Industrial & Noise (or Power Electronics) vereinigen sich zu einer bedrohlichen Melange, die kompromisslos sämtliche Gehörgänge reinigen, welche sich ihr bedingungslos hingeben. Zur Akzentuierung streute der Künstler schleifende Drones (mit metallischem Hall) ein, wodurch sich zeitweise ein berauschender (ambienthafter) Charakter breit macht, der schlussendlich (klassische) Züge von Lustmord wie Sunn O))) aufweist, welche in die totale Zerstörung führen. Diejenigen, die Abwechslung bzw. Vielschichtigkeit an Releases schätzen, sollten sich "Waiting For the Darkness" nicht entgehen lassen, deren letzte Sequenzen stark an eine Wagner Oper erinnern. Besonders die Ausgewogenheit zwischen harscher Brutalität & atmosphärischer Dichte macht dieses Werk zu einem Kleinod, welches vor allem Personen ansprechen dürfte, die über einen weitläufigen Untergrundmusikgeschmack verfügen, der mehrheitlich in der elektronischen Ecke ankert.
Auf das Benennen von (einem) Anspieltipp(s) kann im Fall von "Waiting For the Darkness" verzichtet werden, das ausschließlich eine bestimmte Klientel anspricht, die solche Oeuvres faktisch zu schätzen wissen.
Fazit: Pietro Riparbelli offenbart mit "Waiting For the Darkness" ein "kleines" Meisterwerk aus den Stilen Industrial, Noise & (Dark) Ambient, welches zu jeder Sekunde überzeugen mag und spannendes Kopfkino garantiert, wenn man sich bei zunehmender Dunkelheit auf diese imposante Vorführung einlässt – meine absolute Empfehlung!
[Raphael Feldmann] |